Baugeschichte

Erst etwa 160 Jahre nach der Gründung des friderizianischen Kolonistendorfes von 1752, wurde in den Jahren 1912 - 1914 die Dorfkirche Gosen gebaut und am 26.04.1914 feierlich eingeweiht. (Bis dahin mussten die Mitglieder der reformierten Kirchengemeinde in den Stammsitz der Kirchengemeinde in das benachbarte Kolonistendorf Neu Zittau gehen, welches in etwa zur gleichen Zeit entstand, aber schon seit 1767 eine Kirche hatte, die aber erst 1907 einen seitlichen barockisierenden Turmanbau bekam.)
Die heute noch unverändert bestehende evangelische Kirchengemeinde umfasst neben den Orten Neu Zittau und Gosen auch Wernsdorf, welches nach der brandenburgischen Gemeindegebietsreform von 2003 jetzt ein Ortsteil der Stadt Königs Wusterhausen im Landkreis Dahme-Spreewald ist, erste urkundliche Erwähnung schon 1318, eine eigene Kirche aber auch erst seit 1803.
Der alltägliche Gottesdienst erfolgte vor dem Kirchneubau für die nach Gosen eingewanderten reformierten Kolonisten in einem nicht mehr vorhandenen Doppelhaus auf dem ehemaligen Schulgrundstück neben der Kirche, jetzt Sitz des Heimatvereins Gosen, welches damals als Bethaus genutzt wurde. Am 09.06.1910 einigten sich endlich die Vertreter des Konsistoriums, der Regierung, der Kreisbehörden sowie der kirchlichen und politischen Gemeindevertreter über die anteilige Finanzierung des Kirchenbaues und bestimmten den Bauplatz auf dem sogenannten Kapellen-Gehöft neben vorgenannten Schulgrundstück.
Baurat Scherler aus Beeskow wurde mit dem Entwurf und der Kostenabrechnung beauftragt, die einen Gesamtbetrag von 50.000,00 Mark ergab. Der königliche Regierungsbeauftragte Krönke aus Berlin wurde mit der Bauleitung beauftragt und am 07.08.1912 fand die Grundsteinlegung statt. Die Kirche hat eine Länge von 22 Metern, ist 12 Meter breit und innen 7 Meter hoch bei einer Firsthöhe von 14,50 Metern. Der seitlich angeordnete Turm über quadratischem Grundriß überragt mit 30 Metern Gesamthöhe den Saalbau mit polygonalem Chorschluß. Der Neubau wurde als massiver Putzbau in Kalksandstein aus Niederlehme über einem mit Rüdersdorfer Kalkstein verkleideten Sockel errichtet. Mit dem Kirchbau wurde bewusst die friderizianische Bauweise reformierter barocker Kirchen wieder aufgenommen, indem der Saalbau unter hohem Satteldach mit Turm und seiner vollständig bewarten reichen Ausstattung aus der Erbauungszeit in historisierenden Formen ausgeführt wurde.
Durch das straßenseitige Hauptportal ist die Winterkirche unter der Orgelempore zugänglich. Durch diese betritt man den auf den Altar zuführenden Mittelgang zwischen den beiden Kirchengestühlblöcken. Der Saal ist durch die hohen rundbogigen Langhausfenster und die runden Chorfenster gut belichtet. Die ziegelroten keramischen Fußbodenfliesen korrespondieren mit den in Rottönen gehaltenen, glatt geputzten Wänden. Die Innenausstattung ist vollständig und originalgetreu aus der Erbauungszeit überliefert.
Zur reichen Ausstattung des Saales gehören neben dem Altar mit der Skulptur des gekreuzigten Christus weiterhin ein kelchförmiges, barockisierendes Taufbecken, der mittig im Saal hängende Radleuchter und auf der Orgelempore das ganzfigürliche Porträt Friedrich des Großen, gestiftet von Albert Köhl. Im Turm hängen zwei Glocken, die kleinere 1954 datiert während die große Glocke die Inschrift trägt: „Erz gab ich 1917 – Eisen empfing ich 1923“.
Der in selten so einheitlicher Gestaltung überlieferte Innenraum wiederholt das am Außenbau ablesbare Konzept der Illusion eines barocken Kirchengebäudes mit beachtlicher künstlerischer Qualität, die sich vor allem in der Geschlossenheit des Raumerlebnisses widerspiegelt.
Aus Dankbarkeit und in Verehrung Friedrich II., der mit seiner Kolonisationspolitik die Gründung und den Aufbau der Weberkolonie Gosen veranlasste, wurde mit dem Bau der Kirche von 1912-14 dieses Siedlungswerk des 18. Jahrhunderts in zeitgemäßen historisierenden Formen vollendet. Die Kirche ist damit ein einmaliges historisches Zeugnis beachtlicher künstlerischer und handwerklicher Meisterschaft.

Zusammenstellung: Rainer Stockfisch, 2008