Urkunde Grundstein


Abschrift
  
Urkunde  
für den Grundstein der Kirche in Gosen
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Soli deo gloria!
Gott allein die Ehre !
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Geschrieben am 7 ten Tage des Monats August   
im Jahre
1912
  1. -- eintausendneunhundertundzwölf –
  2. -nach Christi Geburt
im 24 ten Jahre der friedensreichen Regierung
des deutschen Kaisers Wilhelm II.,
Königs von Preußen,  
unseres allgeliebten Landesfürsten
aus dem ruhmreichen Geschlechte der Hohenzollern
 
Die Gemeinde Gosen entbehrte schon seit ihrer durch den großen König Friedrich II. erfolgten Gründung eines eigenen Gotteshauses; sie war von Anfang an bis jetzt mit der Nachbargemeinde Neuzittau, welche zugleich mit ihr gegründet worden war, zu einer Kirchengemeinde verbunden, mußte also zu ihren gottesdienstlichen Handlungen die Kirche in Neuzittau mitbenutzen. In Folge der ständigen Zunahme der Einwohnerzahl von Gosen wuchs in der Gemeinde der Wunsch, in Gosen ein eigenes Gotteshaus zu besitzen. Schon gegen Ende des vorigen Jahrhunderts wurde mit den Behörden wegen eines Kirchenneubaues verhandelt. Diese Verhandlungen mußten vorläufig abgebrochen werden, weil zunächst die Kirche in Neuzittau eines durchgreifenden Umbaues unterzogen und mit einem Turm ausgestattet werden sollte – Arbeiten, die im Jahre 1906 zur  Ausführung gelangten. Als aber hierbei anerkannt worden war, daß ein Erweiterungsbau der Kirche in Neuzittau
aus örtlichen und technischen Gründen nicht ausführbar ist, wurden die Ver-handlungen über den Neubau einer Kirche in Gosen wieder aufgenommen.
Nachdem das Königliche Konsistorium in Berlin seine Bereitwilligkeit in Aussicht gestellt hatte, eine einmalige Beihilfe zum Bau aus dem sogenannten Kurmärkischen Ämterkirchenfonds zu bewilligen, erklärte sich die Königliche Regierung zu Potsdam bereit, ihrer Patronatspflicht für den Kirchenbau durch eine einmalige Abfindungssumme zu genügen, ebenso war die Landgemeinde Gosen damit einverstanden, den verbleibenden Barbeitrag und die Kosten für Hand- und Spanndienste zu bezahlen. Diese Vorfragen wurden festgelegt in einer am 9. Juni 1910 in Gosen stattgehabten, gemeinschaftlichen Sitzung der Vertreter des Königlichen Konsistoriums, der Königlichen Regierung und der Kreisbehörden, sowie der kirchlichen und politischen Gemeinde-vertretungen, deren Vorsitzender gegenwärtig der Pastor Asmis in Neuzittau und der Gemeindevorsteher Taeger in Gosen sind.
An jenem Tage wurde auch der Bauplatz für die Kirche ausgewählt.
Die Wahl fiel auf das neben dem Schulgehöft an der Haupt - Querstraße von Gosen liegende, sogenannte Kapellenland, auf dem schon eine kleine Kapelle gestanden haben soll. Der südlich der Kirche gelegene Teil dieses Landes bis hin zum Kreuzungspunkte mit der Hauptstraße, wo die Friedens – Eiche vom Jahre 1815 steht, soll Schmuckanlagen und ein Kriegerdenkmal erhalten; der nördlich der Kirche gelegene Platz kann in der Zukunft für den Neubau eines Pfarrhauses in Aussicht genommen werden.
Hierauf wurde der Vorsteher des Königlichen Hochbauamtes in Beeskow, Baurat Scherler, von der Königlichen Regierung in Potsdam beauftragt, nach Maßgabe einer durch den Geheimen Baurat Professor Krüger aus der Regierung in Potsdam gefertigten Skizze den Entwurf, sowie die Kostenberechnung auszuarbeiten. Letztere ergab einen Kostenbetrag von 50.000 M.
 
          Dieser Summe entsprechend wurden die Baubeträge wie folgt festgestellt:
1.      Die Königliche Regierung zahlt eine Patronatsabfindungssumme von                 ...14.430 M
2.      Das Konsistorium bewilligt aus dem Kurmärkischen
Ämterkirchenfonds                                                                                        …15.000 M
              3.    Die Landgemeinde Gosen bezahlt einen Barbeitrag von                                    ...18.000 M
    4.    In der Gemeinde sind freiwillig bereits gesammelt und auch noch zu sammeln   …  2.570 M     
 
Nachdem Entwurf und Kostenverteilung seitens der kirchlichen Körperschaften von Neuzittau am 17.März 1912 genehmigt worden waren, erteilte die Königliche Regierung zu Potsdam dem Königlichen Baurat Scherle unterm 15. April 1912 den Auftrag zur Bauausführung. Nach Erledigung der Vorarbeiten wurde dem Königlichen Regierungs-bauführer Krönke aus Berlin die örtliche Leitung des Baues
übertragen. 
Der Bau wird 22 m (Meter) lang, 12 m breit und im Kirchenraum 7 m hoch, bis zur Dachfirst 14 ½ m hoch angelegt; der Turm erhält bis zur Spitze des Kreuzes 30 m Höhe. Die Kirche wird im Schiff 258 Sitzplätze und auf der Orgelempore 58 Sitzplätze im Ganzen also 316 Sitzplätze erhalten.
Es war beabsichtigt, die Kirche aus Steinen aufzumauern, die in einer bei Gosen am Seddinsee gelegenen Fabrik gefertigt werden, das sind sogenannte Kalksandsteine, wie sie seit etwa  10 Jahren vielfach an Stelle von Ziegelsteinen hergestellt werden.
Da aber diese Fabrik ihren Betrieb vorübergehend eingestellt hat, werden Steine derselben  Art aus einer im benachbarten Niederlehme gelegenen Fabrik verwendet.
Der äußere Sockel der Kirche wird mit Werksteinen aus den nicht fernen Kalkbergen bei Rüdersdorf bekleidet. Die Ausführung der Erd- und Maurerarbeiten ist dem im nahen Erkner ansässigen Maurermeister Bruchmann übertragen.  
Die Kirche wird auch mit einer Heizungsanlage ausgestattet. Zur Aufstellung des Heizkörpers der Niederdruckdampfheizung ist unter dem Turm im Keller und daneben ein Kohlenraum angeordnet.
Die Außenflächen der Kirche erhalten schlichten Mörtelputz, aber in dankbarer Erinnerung an Friedrich den Großen wird die Architektur des Baues außen und innen möglichst in sogenannter friderizianischer Bauweise ausgestaltet werden, wie sie vor 150 Jahren, zur Zeit der Gründung von Gosen, üblich war.
 
Nachdem die Fundamente des Baues bereits fertig gestellt sind, soll heute der Grundstein feierlich im Fundamentenmauerwerk des Altartisches verlegt werden, in Gegenwart der kirchlichen Körperschaften unter Leitung ihres Vorsitzenden, Pastor Asmis von Neuzittau und in Gegenwart der politischen Gemeinde Gosen, an deren Spitze der Gemeindevorsteher Taeger steht,  auch in Gegenwart zahlreicher von Nah und Fern herbeigekommener Gäste.   
Und unter dem Stein wird diese Urkunde in der frohen und festen Hoffnung verlegt werden, daß dieser Kirchenbau nicht bloß  eine Zierde des Ortes, sondern mehr noch der Gemeinde Gosen ein Segen sein und für alle Zeiten bleiben möge.   
                                Das walte Gott !
 
                             (11 Unterschriften)                                             
 
Dies ist eine Abschrift einer Abschrift der o.g. Urkunde und wurde aus dem Sütterlin von Frau Vera Hartmann übertragen und von Frau Priska von Klitzing in ein elektronisches Dokument erstellt.
Es wurde versucht, die originale Schreibweise einschließlich der Fehler wiederzugeben.
Gosen, den 25.6.2008